dpa-Meldung vom 9.7.2001
Hochschulen/Medien/
(dpa-Gespräch)
Erste virtuelle Universität Deutschlands
soll in Schwerin entstehen!
Schwerin (dpa/mv) - Die bundesweit erste
virtuelle Universität soll in Schwerin entstehen. An ihr
sollen renommierte Wissenschaftler aus ganz Deutschland
Führungskräfte für Unternehmen ausbilden und damit zur
Schließung der Nachfolgerlücke im Mittelstand beitragen. Die
Wissensvermittlung erfolgt vorwiegend über das Internet,
studiert wird zu Hause.
«Es gibt in ganz Deutschland noch keine
Universität, die bei der Vermittlung von Lerninhalten
konsequent auf computerunterstütztes Lernen und das Internet
setzt», sagte Alfons Rissberger am Montag der dpa in
Schwerin. Der 53-Jährige ist Vorsitzender des
Multimediabeirates in Mecklenburg-Vorpommern und Ideengeber
sowie Vorstandsmitglied der bundesweiten Initiative D21.
«Computer und globale Datennetze haben
die Wirtschaft bereits revolutioniert. In der Bildung hat
dieser Prozess gerade begonnen, trifft zum Teil aber auf
massiven Widerstand der Traditionalisten», beklagte
Rissberger. Studien in den USA hätten gezeigt, dass die
Aufnahmefähigkeit von Kindern, die ihr Wissen mit Hilfe hoch
intelligenter Lern- und Spielprogramme erwarben, weitaus
besser genutzt wird, als im herkömmlichen Unterricht.
Soziales Verhalten werde bei Gruppenspielen erlernt. «Pauker
sind nicht mehr gefragt, sondern Pädagogen, die Zeit haben zu
Gesprächen, zu individueller Förderung, Naturvermittlung
oder Training für Konfliktbewältigung», betont der
Multimediaexperte.
Rissberger hält den Start für die virtuelle
Universität innerhalb eines Jahres für möglich.
«Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) sollte sich an
die Spitze stellen. Das wäre das notwendige politische
Signal. Die Stadt hilft bei der Bereitstellung eines
Gebäudes. Hochangesehene Wissenschaftler aus der ganzen
Bundesrepublik warten geradezu darauf, die erste Uni ohne
traditionellen Campus auf den Weg zu bringen», zeigte sich
der Geschäftsführer des Schweriner
Datenverarbeitungszentrums sicher. Die Ausbildung könne
zunächst in den Fachrichtungen Informatik,
Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaftslehre erfolgen.
Auf das Land, mit der Finanzierung der beiden
Universitäten in Rostock und Greifswald ohnehin fast
überfordert, kämen keine weiteren Kosten zu. «Die
Studiengebühren für die junge Elite werden hoch sein. Dafür
ist die Ausbildung stringent und extrem erfolgsorientiert.
Für etwa 15 Prozent der Studenten wird das Studium aber
kostenfrei sein. In jedem Fall zählt Leistung», ließ
Rissberger keine Zweifel an den hohen Anforderungen. Die
vierwöchige Präsenzpflicht für die Studenten in Schwerin -
für Gruppentrainig, Führungsseminare oder Teilprüfungen -
belebe die Stadt.
Rissberger forderte zügige Entscheidungen und
entschlossenes Handeln. «Wir brauchen keine Arbeitsgruppen,
die Untergruppen einsetzen und Leitz-Ordner füllen. Wer diese
Ochsentour geht, kommt nicht ans Ziel», warnte Rissberger.
Wie bei der Internet-Initiative D21, die Deutschland einen
mächtigen Schub ins Internetzeitalter gegeben habe, gelte es
jetzt zu handeln. |